An einem Sonntag letzten Monats fragte ich mich, was wohl aus den beiden Jungs geworden ist, die ich in Straßburg auf ihrer Reise getroffen habe. Das erklärte Ziel war es in sieben Wochen auf zwei 50ccm nach Ungarn und von dort an die Adria zu fahren. Wie weit sind sie auf ihren Simsons gekommen und werden sie auf dem Rückweg in Villach vorbeischauen?
Nach ein paar SMS kam die Überraschung. Sie hatten sich einen Transporter gemietet und haben sich bis Venedig durchgeschummelt. Von dort aus ging es an die slowenische Küste bei Ankaran, wo sie die Gegend erkundeten.
"Komm doch mal vorbei, ist doch nicht weit für dich ;P" - Das Argument hat gezogen. Eine kurze Beratung mit Philipp, der schon zuvor mit einem Kurztrip liebäugelte, war die Sache klar. Montagmorgen muss frisches Öl besorgt werden, Ventile eingestellt, Schrauben überprüft und alles gerichtet werden. Gesagt, getan. Jetzt noch die Sachen packen und schnell ist es schon 16 Uhr. Die Wettervorhersage ist gut, zumindest ist von Regen nicht viel zu hören. Also runter an die Küste!
Nach dem trägen Start in den Tag soll auch noch der Wurzenpass gesperrt sein. Das schauen wir uns doch mal genauer an. Diese kreisrunden und rot-weißen Schilder sind sicher nur als Zeichen österreichischen Nationalstolzes aufgestellt worden, weshalb wir fröhlich weiterfahren. Der Pass dient uns als Einstieg nach Slowenien und ist wegen Forstarbeiten tatsächlich nicht nur eingeschränkt befahrbar. Netterweise werden uns die quergespannten Kabel aus dem Weg geräumt und wir bahnen uns den Weg zur Grenze.
Im Anschluss folgt auf slowenischer Seite der Vršič-Pass mit seinen 51 Kehren und wunderbarem Panorama. Bei Trenta tauchen wir ein in das Tal entlang des türkisen Soča-Flusses und fahren gen Süden. Bei der Ortschaft Kanal
überqueren wir den Fluss und halten leider nicht an, obwohl der Anblick
dazu einlädt. Wir wollen noch im Hellen an der Adria ankommen, aber
dazu soll es nicht mehr kommen. Es knackt an Philipps Maschine und wir
halten an einer Tankstelle an. Vermutlich ist die Kette locker und muss
nun doch gespannt werden. Die Kettenspannung ist tatsächlich mau, aber
beim Testen wackelt der Motor ganz schön hin und her. Ja sollten da
nicht zwei Bolzen an der unteren Motoraufhängung sitzen? - Die haben bei
der Einzylinder Wackelei wohl den Dienst quittiert und sind einfach
gegangen! Ich erinnere mich an unser Gespräch vom Vormittag über das zu
häufige Waschen von Motorrädern und der damit einhergehende höhere
Wartungsaufwand.. Ich bin guter Laune und muss grinsen. Das fällt
natürlich sofort auf, ist aber keines Wegs durch Schadenfreude bedingt.
Immerhin will ich ja an die Küste! Es ist eher wegen der Uhrzeit. Denn
um 19 Uhr sollte man besser gute Laune haben, um einen passenden Ersatz
aufzutreiben. Wie erwartet wird der Weg steinig und nach einigen
geschlossenen Werkstätten und falschen Baumärkten sieht es nach einer
ungewollten Übernachtung aus. Doch dann finden wir mit Hilfe der
Einheimischen doch einen Baumarkt, der auch noch mit seinem Service
glänzt. Weil die vorhandenen Schrauben zu kurz für eine Motoraufhängung
sind, wird eine Gewindestange ab gelängt und die passenden Muttern
eingetütet. In Nu sitzt das Triebwerk wieder fest am Rahmen und wir
machen uns an die letzten 80km bis zur Küste. Mit
der anbrechenden Nacht verändert sich auch das Landschaftsbild in dem
sich die grenznähe zu Italien wiederspiegelt. In den Bergen nördlich von
Triest ist es bereits dunkel und so präsentiert sich die Stadt als
eine glühende Ebene unter dem Horizont. Nach weiterer Fahrt erreichen
wir letztlich den Campingplatz in Akaran und schieben unserer Moppeds
unter der Schranke bis zum Zeltplatz von Artem und Julian. Wir lassen
den Abend mit einem wohlverdienten Bier ausklingen und freuen uns auf
den Anblick des Mittelmeeres bei Tage.
Soča |
Reiseroute im Westen beginnend |
Der nächste Tag beginnt gemütlich mit dem Frühstück und wir überlegen uns für insgesamt vier Tage in Slowenien zu bleiben. Das Zelt lassen stehen und fahren entspannt mit den Mo(p)peds nach Koper zu einer kleinen Erkundung der venezianisch geprägten Stadt. In einer der Gassen gönnt sich Artem einen Haarschnitt und eine Rasur während wir nebenan im Café sitzen und das Plundergebäck vom Bäcker um die Ecke verzehren. Nach dem Spaziergang durch die Stadt teilen wir uns dem Hubraum entsprechend auf und fahren weiter die Küste entlang Richtung Südwesten. Vorbei an alten Salzgewinnungsanlagen bis in die schöne Stadt Piran. Dann überqueren wir die Grenze zu Kroatien und versuchen Richtung Umag wieder an die Küste zu kommen. Die Straßenführung ist leider zu weit im Inland, um etwas vom Meer zu sehen. Deshalb beschließen wir eine Pause an einem Campingstrand zu machen und biegen ab. Wie sich herausstellt, wird die Anlage nicht mehr betrieben und man steht förmlich auf einer Wiese am Meer. Über Treppenstufen im steinigen Ufer gelangt man zum Wasser. Wir gehen schwimmen und genießen die Sonne. Heute geht es nicht weiter nach Süden. Gegen Nachmittag machen wir uns wieder auf den Weg nach Ankaran, wo uns ein leckeres Abendessen vom Campingkocher erwartet. Der Plan für die letzten beiden Tage ist skizziert und ab geht es in den Schlafsack. Auf der anderen Seite der Bucht tobt die Party, die nah klingt und doch zu weit weg für uns ist.
Der nächste Tag bricht an und wir packen zusammen. In Koper trennen sich unsere Wege, denn Artem und Julian fahren nach Kroatien weiter. Unser erstes Tagesziel sind die Höhlen von Škocjanske jame. Sie gehören zum UNESCO Kultur- und Naturerbes der Welt und sind ein unvorstellbarer Anblick. Einen schönen Eindruck davon bekommt man im virtuellen 360° Rundgang in der großen Höhle. Wir schauen uns das Kombipaket mit der kleinen Höhle zu Beginn und der Classic Tour zum Abschluss an. Ursprünglich waren beide Abschnitte eine große Höhle, doch durch den Kollapse der Höhlendecke wurden daraus zwei separate Teile. Das Dorf Škocjan liegt genau darüber.
Wir fahren weiter in die Hauptstadt Ljubljana und kehren im Zeppelin Hostel ein. Die Motorräder können wir im Hausflur parken und uns in einem Mehrbettzimmer. In fünf Gehminuten sind wir mitten in der schönen Altstadt, wo wir uns etwas zum Abendessen suchen. Anschließend erkunden wir noch die Burg von Ljubljana bei Nacht. Am nächsten Morgen schauen wir uns alles nochmal bei Tageslicht an und besuchen das Innere der Burg. Die Mischung aus altem Bauwerk und modernen Elementen ist sehr gelungen und wir erhalten einen Rundumblick über die gesamte Stadt. gegen Mittag brechen wir auf und machen den letzten Stopp in Slowenien in Bled. Auch dort besuchen wir die Burg auf der Anhöhe über dem See und genießen die Aussicht. Über den Loiblpass geht es wieder nach Österreich.
Hauptplatz in Ljubljana |